Die letzten Tag in der Sprachschule und die ersten Tage an meiner Einsatzstelle

 

In den letzten Wochen ist schon wieder einiges passiert. An einem Wochenende sind wir an den Wasserfall in Morogoro gefahren, da aber zu dieser Jahreszeit so gut wie kein Wasser dort fließt, konnten wir den ganzen Fluß bis zum Wasserfall bergaufwerts klettern, das hat richtig Spaß gemacht.

Die Woche darauf haben wir uns dann entschlossen die Uluguru Mountains, also die Berge in Morogoro, zu besteigen. Der Berg ist ca. 2500 Meter hoch und der „Wanderweg“ beträgt nur 3,5 km, jetzt kann man sich vorstellen mit was für einer Steigung man da wandern muss. Fast senkrecht sind wir in die Höhe gestiegen und mussten an manchen Teilen des Weges richtig klettern. So etwas wie Wanderwege gibt es auch nicht, nur einen Trampelpfad der teilweise matschig war und so ist man durch die heftige Steigung öfter mal ins rutschen gekommen. Am Ende war Jeder mindestens einmal auf dem Boden gelegen – außer natürlich die Tansania die uns begleitet hatten. Nach 6 Stunden harten wandern stand aufjedenfall für jeden von uns fest – nie mehr!

An unserem letzten Abend an der Sprachschule sind wir zusammen mit den ganzen Lehrern feiern gegangen und haben dann ein Zertifikat überreicht bekommen, das dafür steht das wir jetzt offiziell Kiswahili sprechen können. In der Realität klappt das allerdings noch nicht so richtig. Es war ein richtig schöner Abschluss von der tollen Zeit zusammen an der Sprachschule.

 

Die Sprachschulzeit ist jetzt vorbei und jetzt startet das eigentliche Leben in Tansania. Ich lebe ab jetzt hier in Morogoro, zusammen mit Max, an der Jordan Universtiy. Diese wird von den Salvatorianern geleitet, also von der selben Ordensgemeinschaft wie von meiner Entsendeorganisation. Jeder von uns hat hier ein schönes Zimmer mit eigenem Bad. Die Uni ist für tansanische Verhältnisse ziemlich modern und auch recht luxuriös. So ist auch das Essen richtig gut und wir durften uns sogar schon über Schnitzel freuen.

 

Am Montag hat dann für Max und mich der erste Arbeitstag begonnen. Max arbeitet direkt an der Universität und gibt zum Beispiel Computer Unterricht für Studenten die noch nie einen Computer bedient haben.

Meine Arbeitsstelle liegt ca. 10 Minuten Fußweg von der Jordan University entfernt und ist eine Primary- und Secondary School. Ich arbeite mit den jüngeren Kindern die im Grundschulalter sind. Der erste Tag in der Arbeit war unglaublich, ich hatte wirklich nicht erwartet das sich der afrikanische Schulalltag so stark von einem deutschen unterscheiden könnte.

Als ich angekommen bin wurde ich erstmal den Lehrerinnen der Primaryschool vorgestellt, die mich gleich herzlich begrüßt haben. Dann haben die Lehrerinnen etwas auf Kiswahili geschriehen und alle Kinder haben sich plötzlich in Reih und Glied hintereinander aufgestellt. Eine Gruppe von Schülern hat dann das trommeln begonnen und in der selben Sekunde haben alle (ca. 400) Kinder angefangen die tansanische Hymne zu singen. Als das Lied vorbei war wurde zusammen das „Vater unser“ auf Englisch gebetet. Nachdem auch das Gebet vorrüber war hat ein kleines Mädchen etwas in Englisch geschriehen und darauf hin haben sich alle anderen Kinder umgedreht und sind im Gleichschritt in ihre Klassenzimmer maschiert. Ich war wirklich beeindruckt von diesem Bild. Danach sind wir Lehrerinnen ins Klassenzimmer gekommen und alle Schüler/innen haben im Chor „Good morning teacher“ gebrüllt, danach hat der Schulalltag begonnen, dieser findet zum Glück zu 90% auf Englisch statt. In meiner Klasse sind zwei Lehrerinnen (+ ich) und 65 Kinder – und das auch noch in einem Klassenzimmer, das ca. halb so groß ist wie ein Klassenzimmer in Deutschland. Eine der Lehrerinnen hat mit dem Unterricht angefangen und die Kinder erstmal von 1 bis 100 schreien lassen. Danach wurden ein paar Matheaufgaben an die Tafel geschrieben und erklärt, danach sollten die Schülerinnen die Aufgaben in ihrem Heft ausrechnen. Die ganzen Hefte wurden dann vorne auf das Pult gelegt und ich und die eine Lehrerin haben mit dem korrigieren begonnen. In der Zeit in der wir dann die Hefte angeschaut haben, hat die andere Lehrerin mit einem neuen Fach begonnen. Um ca. 10 Uhr sind dann plötzlich alle Kinder aufgestanden und haben eine Frau mit einem Eimer in der Hand begrüßt und alle Schüler haben aus ihren Schultaschen einen Teller, eine Tasse oder eine Brotzeitbox gezogen. Die Frau hatte in ihrem Eimer „Uji“, einen weißen Brei aus Getreide, dieser wird jeden Tag zur Pause gebracht und an die Kinder verteilt. Danach hatte ich auch Pause und habe zusammen mit ein paar Lehrerinnen „Chai“ (schwarzer Tee) getrunken und etwas Weißbrot gegessen. Nachdem wir fertig waren, sind wir nach draußen gegangen, die Lehrerin hat ein Lied angestimmt und plötzlich waren fast alle Grundschulkinder vor mir gestanden und haben laut gesungen und getanzt. Ich war mitten in der Menge gestanden und habe nur gegrinst, dass war das Afrika wie ich mir es vorgestellt habe. Leider hat der Unterricht auch seine schlechten Seiten. Man kann sich vorstellen welchen Lärm eine Scharr von 65 Kindern machen kann und wie zappelig sie werden wenn sie ein paar Stunden ruhig sitzen müssen. So wurde meine schlimmste Befürchtung wahr und die Lehrerinnen haben zum Stock gegriffen und die Kinder geschlagen... und man selbst steht hilflos daneben. Abgesehen davon sind die Lehrerinnen aber sehr nett und kümmern sich gut um mich. Nächste Woche werde ich dann meine erste eigene Unterrichtsstunde halten, ich bin schon gespannt wie das wird und wie die Kinder darauf reagieren werden.

 

Ich melde mich in ein paar Wochen wieder, bis dahin alles Liebe

 

eure Jenny

 

(es gibt neue Bilder)