Jetzt hab ich mich schon wirklich lange nicht mehr gemeldet und es wird wirklich höchste Zeit für einen neuen Blogeintrag.

Einiges ist passiert in den letzten Monaten und das Wichtigste nehme ich mal vorweg – ich habe meine Arbeitsstelle gewechselt!

Seit Anfang Januar habe ich wieder in der Bernhard Bendel-School unterrichtet. Die Klasse bestand Anfangs aus rund 60 Kindern, das war zwar schon ziemlich viel aber ich war dies ja schon aus den Monaten zuvor gewohnt. Da die Kinder noch kleiner sind und somit auch nicht so frech, hat mir die Arbeit ziemlich viel Spaß gemacht. Ich war nun feste Mathelehrerin und es gab auch einen geregelten Stundenplan. Ich habe mich also ziemlich wohl gefühlt.

Allerdings ist es leider nicht so geblieben... Mit der Zeit kamen immer mehr Kinder in die Klasse, am Ende waren es um die 85! Außerdem ist die anfängliche Schüchternheit der Kleinen schnell verflogen und ihr "wahres Gesicht" kam zum Vorschein. Und als ob das nicht genug wäre haben sich Lehrerin Eliza und Sister Nora immer mehr zum negativen entwickelt. Die Schwester hat bei jeder Gelegenheit immer gleich zum Stock gegriffen und die Kinder brutal verprügelt oder ihnen Vorträge gehalten was für schlechte Menschen sie sind und das Gott sie nicht liebt. Eliza ist immer öfter einfach verschwunden und hat telefoniert oder private Dinge erledigt. Dem hat sich Sister Nora angeschlossen und schon bald war ich oft allein mit eine Horde von 85 überdrehten Kindern. Ich bin wirklich an meine Grenzen gekommen und wusste mir oft nicht mehr zu Helfen. Zudem war es unmöglich guten oder überhaupt halbwegs normalen Unterricht zu gestalten. Man muss sich vorstellen, dass es sechs große Tische im Klassenzimmer gibt, bei 85 Kindern heißt das, dass ca. 14 Kinder an jedem Tisch sitzen und sich ständig unterhalten und gegenseitig ablenken. Dann sind die Schüler/innen auch noch auf unterschiedlichem Level, manche können schon schreiben und andere noch nicht einmal einen Stift richtig halten. Von der Lautstärke die so eine große Gruppe erzeugt mal ganz zu schweigen. Jeder Tag wurde für mich unerträglicher und ich hatte bald absolut keine Lust mehr auf die Arbeit zu gehen.

Ich habe/hatte hier in Morogoro eine Freundschaft mit einer jungen Frau names Valeria aus Italien (Sie ist leider schon wieder Zuhause). Sie arbeitete für eine NGO und war zum einen auch zuständig für eine Nursary-School names "Dada Maisha". Nach einem Gespräch sind wir auf die Idee gekommen, dass ich mich an diese Schule wenden soll, da diese sowieso Freiwilligen suchen. Nach einem Meeting mit Father Bernart (der Zuständige hier an der Jordan University an der ich wohne) und Gauda (eine Lehrerin in der "Dada Maisha – School") war klar, dass einem Stellenwechsel nichts mehr im Wege stand. Ich war überglücklich.

Nun musste ich nur noch meiner derzeitigen Arbeitsstelle davon erzählen...

Ich erklärte ihnen die Situation und sagte ihnen, dass ich nicht wieder kommen werde. Ich schaute in schockierte und traurige Gesichter. Ich wurde fast angebettelt zu bleiben. Ich war schon etwas verwundert und auch gerüht über ihre Reaktion allerdings bin ich mir nicht ganz sicher ob sie wirklich MICH vermissen oder einfach nur eine Arbeitskraft, die sich um die Kinder kümmert wenn sie gerade keine Lust haben zu arbeiten. Dennoch sind wir im Guten auseinander gegangen und ich habe sogar immer noch Kontakt zu manchen Lehrer/innen.

 

17 Kinder, absolute Stille im Klassenzimmer und bessere Unterricht wie an der alten Arbeitsstelle – der Neustart in der neuen Arbeitsstelle war ein Traum! Nun bin ich in einer Kiswahili-sprachigen Schule und lerne endlich die Sprache besser. Ich kann bei der kleinen Gruppe von Kindern einen schönen Unterricht gestalten und merke das die Kinder viel schneller lernen da sie nicht die ständige Ablenkung haben. Natürlich läuft in dieser Schule auch nicht alles perfekt und die Lehrerinnen ruhen sich auch mal gerne aus, aber zumindest hat meine Arbeit jetzt einen Sinn und ich mach mich nicht mehr psychisch kaputt. So kann ich jetzt auch noch die letzten Monate, hier in Tansania, richtig genießen.

 

 

Nachdem ich es geschafft habe über 7 Monate von Malaria verschont zu bleiben, hatts mich im März gleich doppelt erwischt – Malaria + Typhus. Viele waren von der Diagnose schockiert und hatten richtig Angst um mich, aber keine Sorge, man fühlt sich eigentlich ähnlich wie bei einer normalen Grippe in Deutschland. Müdigkeit, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Durchfall und Fieber haben mich heimgesucht. Nachdem ich die richtigen Medikamente bekommen habe war nach drei Tagen auch schon das schlimmste überwunden allerdings habe ich mich erst nach insgesamt zwei Wochen wieder richtig fit gefühlt. Ich bin froh das es mich bis jetzt erst einmal erwischt hat und ich hoffe das, dass auch so bleiben wird. Malaria und Typhus war überwunden und zeitlich perfekt passend, stand mein 20. Geburstag vor der Tür. Gleich ein doppelter Grund zum feiern.

 

 

Mitte April war es endlich soweit, Steffi und Jonas, zwei Freunde aus Deutschland, sind extra zu mir zu Besuch gekommen. Sonntag Früh bin ich von Morogoro aus mit dem Bus nach Dar es Salaam gefahren um dort ganz früh am nächsten Morgen die Zwei vom Flughafen abholen zu können. Allerdings hat mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hier in Tansania hat im März die Regenzeit begonnen und besonders in der Woche bevor ich meinen Besuch bekam, hat es fast ausschließlich geregnet. Auf meinen Weg, im Bus, nach Dar es Salaam sind wir in einem Stau stecken geblieben. Ich wusste nicht was los ist und dachte das es vielleicht 1-2 Stunden Verzögerung geben könnte. Nichts da! Die Straße war komplett überflutet und keine Busse konnten mehr den Weg zurück legen. Ich steckte fest – irgendwo im Nirgendwo. Die Zeit verging, später wurde mir von einem einheimischen Passagier erklärt, dass die Busse Nachts nicht mehr fahren dürfen und wir nun bis 5 Uhr in der Früh warten müssen bis wir weiter fahren können. Ich war fix und fertig und wollte nur noch in ein Bett. Um so glücklicher war ich, als um 23 Uhr der Bus plötzlich seinen Motor anschaltete und wir trotz der Überflutung und des angeblichen Fahrverbots nach Dar es Salaam fahren konnten. (Allerdings verstehe ich immer noch nicht warum wir solange warten mussten bis wir weiter fahren konnten..Tansania eben!)

Insgesamt war ich unglaubliche 14 Stunden Unterwegs! (im Normalfall hat man mit einer Fahrzeit von ca. 4 Stunden zu rechnen). Glücklich und erschöpft kam ich in Dar es Salaam an und konnte am nächsten Morgen wie geplant Steffi und Jonas vom Flughafen abholen. Wir haben uns zwei schöne Wochen gemacht, waren auf Zanzibar, haben uns Morogoro und meine neue und alte Arbeitsstelle angesehen, konnten auf einer Safari unter anderem einen Leoparden beobachten und haben uns zum Abschluss ein paar Tage am Strand von Bagamoyo gegönnt. Es war echt eine schöne Zeit.

 

 

 

zum Abschluss meine Top 5 der tansanischen Kindernamen:

  1. Goodluck (oder auch Goodlack geschrieben)

  2. Hans 

  3. Fransi (davon gleich 5 in der alten Klasse)

  4. Obama (und JA es ist der Vorname des Kindes)

  5. Prince (Princi ausgesprochen)